Mitarbeiter coachen – so gelingt es (Teil 2)
Wann sind Sie Chef und müssen klare Ansage machen, wann sind Sie Coach und können Ihren Mitarbeitern Freiräume geben, eigene Lösungen zu finden? Keine leichte Frage. Lesen Sie hier, wann Sie welche Rolle ausüben, und welche Rolle Ihre Mitarbeiter haben.
Klären Sie die eigene Rolle
Zunächst beschäftigen wir uns mit dem Thema „Führen und Coachen“. Der erste Schritt besteht darin, Ihre eigene Rolle zu klären. Als Coach ist man oft mehr als einer – nämlich mindestens zwei: Coach und Verantwortlicher. Der innere Coach will seinen Mitarbeitern helfen, ihre Ziele zu erreichen, möchte aber die Ziele eigentlich nicht vorgeben. Der innere Vorgesetzte will, dass die Mitarbeiter Vorgaben umsetzen und die Ziele eines Unternehmens oder einer Organisation erreichen.
Beiden ist daran gelegen, das Potenzial der Mitarbeiter zu entdecken und freizusetzen. Beide wollen Hindernisse aus dem Weg räumen und dazu beitragen, dass die Mitarbeiter unter möglichst optimalen Bedingungen ihr Bestes geben können. Während sich der Coach aber – insbesondere, wenn er ein externer Coach ist – frei von den Vorgaben machen und mit Wunderfragen hantieren kann (dazu später), um Ideen anzuregen, findet sich der interne Coach oft in einem Dilemma: Welche der beiden Rollen – Coach oder Führungskraft – steht im Vordergrund? Welcher Rolle ist er stärker verpflichtet? Die Antwort ist einfach: Die primäre Rolle ist immer die Führungsrolle. Wer für sich diese innere Rollenspannung empfindet, sollte seine Rolle gut reflektieren und klären, damit der Rollenauftritt den Mitarbeitern gegenüber stimmig ist. Mitarbeiter müssen ihren internen Coach immer klar als Vorgesetzten wahrnehmen. Das ist oft nicht ganz einfach. Doch man kann es einüben – und wer sagt, dass nur Mitarbeiter noch etwas lernen können? Ein Coach ist von seinem Wesen her ein neugieriger, lernbereiter Mensch. Also brechen Sie auf zu neuen Ufern!
Definieren Sie Freiräume
Wenn man die eigene Rolle als Coach geklärt hat, geht es als nächstes darum, die Rolle der Mitarbeiter zu umreißen. Dazu gehört zunächst zu definieren, welche Freiräume sie haben. Diese Freiräume befinden sich immer innerhalb des Rahmens, den die Organisation, das Team oder der Verantwortliche vorgibt. Dieser verbindliche Rahmen besteht aus Werten, Regeln, Abmachungen sowie aus den Zielen der Organisation.
Beispielsweise gibt es festgelegte Arbeitszeiten, aber innerhalb dieser Zeiten kann der Mitarbeiter entscheiden, wann er die kreativen Aufgaben erledigen möchte und wann die Routinearbeiten. Er arbeitet in einem festen Team, kann aber überlegen, mit welchem Kollegen er welche Aufgaben gemeinsam am besten übernehmen kann. Er muss Termine einhalten, aber der Weg zur Termineinhaltung lässt sich gestalten und an den eigenen Stil anpassen. Oft ist weder Vorgesetzten noch Mitarbeitern bewusst, welchen Spielraum Vorgaben bieten.
Im Coaching gilt es, diese Freiräume zu identifizieren und bestmöglich zu nutzen. Die Freiräume des Mitarbeiters sind die Bereiche, mit denen der Coach sich auseinandersetzen und innerhalb derer er mit dem Coachee arbeiten kann. Die Gestaltung dieser Freiräume entscheidet in der Regel auch darüber, wie Mitarbeiter ihre Arbeit wahrnehmen, wie viel Freude sie an einer Aufgabe haben, wie das Arbeitsklima aussieht – und sie entscheidet in der Regel über das persönliche Wohlbefinden am Arbeitsplatz.
Zum Weiterdenken
Nehmen Sie sich doch gleich mal ein paar Minuten Zeit und überlegen Sie sich, woran Ihre Mitarbeiter merken, dass Sie eine coachende Führungskraft sind – und nicht nur ein unbeteiligter Coach. Wenn es Ihnen hilft, erstellen Sie dazu zwei Listen: Notieren Sie auf der einen die Merkmale, die Sie als Coach charakterisieren, auf der anderen die Merkmale, die Sie als Führungskraft charakterisieren.
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