So stecken Sie sich Ziele – aber richtig

Ein Gastbeitrag von Kerstin Hack, Berlin (Verlegerin, Autorin, Coach)

Jeder Mensch hat Ziele und erreicht sie manchmal. Aber nicht immer. Deshalb sucht er nach Methoden und Mitteln, die beim Erreichen der gesetzten Ziele unterstützen.

Man kann sich berufliche Ziele setzen, charakterliche oder um sein Verhalten zu ändern. Verschiedene Methoden können dabei eine hilfreiche Unterstützung sein.

Teil 1: Smarte Ziele

In der Business- und Coachingliteratur bekannt geworden sind die Methoden, sich Ziele zu setzen, die SMART (englisch für klug, gewitzt) sind.

SMART ist hierbei auch eine Abkürzung, die als Eselsbrücke dient.

S steht für „spezifisch“. Je konkreter und genauer man formuliert, was man erreichen will, desto eher wird man auch dort ankommen. Ein ungenaues Ziel wäre beispielsweise: „Ich will fitter werden.“ Ein spezifischeres Ziel hingegen: „Ich will ohne zu keuchen die Treppe bis in den vierten Stock schaffen.“

M steht für „messbar“. Hierin liegt ein wesentlicher Unterschied zu Wünschen und Träumen. Es ist wichtig, dass man an messbaren Faktoren überprüfen kann, ob und wie gut man sein Ziel erreicht hat. Ein gutes realistisches Ziel wäre etwa: „Von den 40 Blatt Papier, die unsortiert und unbearbeitet auf meinem Schreibtisch liegen, will ich bis heute Abend acht bearbeitet haben.“ Zählen und Strichlisten führen hilft da tatsächlich!

A bedeutet „aktionsorientiert“. Wenn man ein Ziel nicht in konkrete Handlungen übersetzt, die man selbst gestalten kann, wird man es nie erreichen. Vermutlich ist es dann auch kein Ziel, sondern lediglich ein Wunsch wie z. B. „Ich will ein besseres Verhältnis zu meinem Chef haben.“ Aktionsorientiert wäre: „Ich werde immer freitags einen kurzen Bericht über meine Tätigkeiten schreiben, weil meinem Chef Überblick wichtig ist.“

R betont, dass ein Ziel „realistisch“ ist. Abgehobene Träume und Wunschvorstellungen wie etwa in Kürze einen Marathon zu laufen oder in Jahresfrist zum Marktführer oder voll ausgebuchten Coach zu werden, mögen kurzfristig motivieren, aber tragen selten lange durch. Ein realistisches Ziel könnte sein: „Bis zur Mitte des Monats will ich alle Abrechnungen des vorausgegangenen Monats abgeschlossen haben.“ Statt: „Ich will ab jetzt die Buchführung immer zeitnah und perfekt machen.“

T steht für Terminieren: Das bedeutet, dass ein Ziel ein konkretes Zieldatum hat. Wann will man es erreicht haben? Und bis wann sollen die einzelnen Zwischenschritte zum Ziel angegangen werden? Etwa: „Bis heute Abend 17:00 Uhr will ich 20 Nachrichten aus meinem E-Mail-Postfach bearbeitet haben.“

Ursprung der SMARTen Ziele

Smarte Ziele sind für die Industrie entwickelt worden – mit dem Ziel in Herstellungsprozessen Veränderungen zu planen und anschließend den Erfolg zu messen. Sie eignen sich gut für konkrete, messbare Aufgaben: Aufräumen, Fitness-Training, Holzhacken, Bügeln. Bis Monatsende will ich die Dateien durchgesehen und 20 Mails an inaktive Kunden schreiben.“ Oder „Bis Weihnachten will ich 1000 Bilder sortieren und verschlagworten.“ Oder „Bis um 18.00 will ich zehn Hemden gebügelt haben.“

Bedingungen und Grenzen von SMART-Zielen

Smarte Ziele sind optimal, wenn es um Handlugen geht, die man gut beeinflussen kann und bei denen man auch keine oder nur geringe Motivationsschwierigkeiten hat. Wenn also das Planen und Umsetzen relativ einfach und smart möglich ist.

Smarte Ziele kommen an ihre Grenzen, wenn es um persönliche Veränderungen geht. Etwa „Ich will lernen, in schwierigen Situationen klar und sicher meine Position zu vertreten.“ Oder „Ich will liebevoller im Umgang mit anderen werden.“ Und natürlich auch, wenn es um Dinge geht, für die man sich nur schwer motivieren kann – ungeliebte Aufgaben oder Herausforderungen.

Für Ziele aus dem Bereich der persönlichen Veränderung gibt es Ansätze, die tiefer greifen.

Teil 2: Charakterliche Ziele – ZRM

Viele Menschen haben schlechte Erfahrungen mit Neujahrsvorsätzen, Diätvorhaben und ähnlichen Entschlüssen gemacht: Ein paar Stunden, Tage oder sogar Wochen hält die Motivation an, die Entscheidung umzusetzen. Aber dann lässt die Begeisterung nach. Die Ausdauer bleibt auf der Strecke und eine Stimme tief in einem meldet sich zu Wort, um deutlich zu machen, dass es durchaus gute Gründe gibt, dass alles beim Alten bleibt.

Gründe für das Scheitern

Das liegt auch daran, dass viele Ziele, die wir uns setzen, zu technokratisch sind. Dass wir vom Kopf her entscheiden, aber ohne echte Kraft. Die aktuelle sozialwissenschaftliche Forschung zeigt deutlich, dass die Art und Weise, wie heute in den meisten Firmen mit Zielvereinbarungen oder »Management durch Ziele« gearbeitet wird, keine nachweisbare positive Wirkung hat. Dafür oft negative Nebenwirkungen wie Druck und nachlassende Motivation. SMARTe Ziele – s. Teil 1 – versagen bei komplexen Aufgaben. Das gilt besonders dann, wenn man hin- und hergerissen oder die eigene Motivation zwiespältig ist.

Bauch und Kopf müssen im Einklang sein

In der Arbeitswelt, der Coaching-Praxis und im persönlichen Umgang mit sich selbst werden innere Zielkonflikte zum Beispiel zwischen bewussten und unbewussten Motiven nur selten berücksichtigt. Dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn der »Kopf« eine Entscheidung trifft, die der »Bauch« nur wenig später sabotiert.

Die Psychologin Dr. Maja Storch hat an der Universität Zürich gemeinsam mit ihrem Team einen Selbstmanagement-und Zielerreichungs-Ansatz entwickelt, der neueste Forschungsergebnisse zur Funktionsweise des Gehirns berücksichtigt: Das Zürcher Ressourcenmodell – kurz ZRM.

Die Bedeutung von Bildern

Ziel des Ansatzes ist es, unbewusste Bedürfnisse und bewusste Motive in Einklang mit Wünschen zu bringen. So kann man Wünsche in motiviertes, zielorientiertes und nachhaltiges Verhalten und erfolgreiche Veränderungsprozesse umsetzen. Die Hirnforschung hat bestätigt, was der Volksmund schon lange weiß: Das Gehirn braucht, um optimal zu funktionieren visuelle Vorstellungen – und ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Deshalb arbeitet ZRM mit Bildern. Entweder solchen, die man im Kopf hat oder mit Bildern aus einer Bildkartei. Für das gewünschte Verhalten wird ein emotional starkes Bild gesucht. Ergänzt wird das Bild mit der Entwicklung eines dazu passenden Mottos – also einer Beschreibung der gewünschten Haltung. Nicht auf die Zukunft hin formuliert: „Ich will … werden.“ Sondern im Präsens „Ich verhalte mich jetzt…“

Ein Beispiel:

In einer sehr stressigen Lebensphase war ich innerlich sehr unruhig, wollte aber lieber gelassener sein. Im ZRM Coaching fand ich als Bild für das gewünschte Verhalten das Motiv eines weißen Vogels, der entspannt auf einem Nilpferdrücken ausruhte – eines der Bilder aus der ZRM-Bildkartei. Ich machte eine Liste mit Schlagworten, die das Bild ausdrückte: Gelassenheit, Ruhe, Vertrauen, Sicherheit und ein bisschen Frechheit. Nilpferde sind eigentlich gefährlich. Sich auf einem Nilpferd auszuruhen, hat was.
Aus diesen Stichworten entwickelte für mich das Motto: „Ich bin entspannt und gelassen wie ein Vogel auf einem Nilpferdrücken!“ Zur Erinnerung setzte ich mir das Bild als Startbild aufs Handy und stellte mir ein Nilpferd aus Stein ins Badezimmer, um beide Bilder regelmäßig vor Augen zu haben. Und ja: Es wirkte. Das Bild, mein Motto-Ziel und die Haltung, die ich dadurch gestärkt einübte, haben mich durch eine schwierige Zeit getragen.

Das Geheimnis hinter ZRM

Durch die Verknüpfung mit einem Bild verankert sich das gewünschte Ziel-Verhalten – Gelassenheit – weit tiefer als vorher, wenn es nur als abstrakter Satz existiert. Motto-Ziele sind – anders als SMART Ziele – eben nicht spezifisch, sondern bewusst situationsübergreifend formuliert. Es geht eher um Haltung als um Handlung. Deshalb wirken sie sich „nebenbei“ fast wie von selbst auf verschiedene Lebensbereiche aus. Wer beruflich gelassen und leicht ist wie ein Vogel auf einem Nilpferdrücken, wird auch privat entspannter sein.

Motto-Ziele sind „blumiger“ und stärker

ZRM eignet sich auch für die Erarbeitung von Zielen und Leitsätzen in Familien und Teams, die tiefer greifen und mehr bewirken als die – gähn – langweiligen typischen Leitbilder wie etwa das eines Finanzdienstleisters. „Gegenseitiges Vertrauen und Zuverlässigkeit sind die Basis jeglicher Zusammenarbeit.“ Ein Mottoziel klingt – durch das ins Motto integrierte Bild – meist blumiger. Aber auch greifbarer und energievoller. Etwa: „Wie Goldschürfer suchen, entdecken wir Anlageschätze für unsere Kunden!“ Ein solches Mottoziel hat Kraft, Menschen zu berühren und ihre Haltungen auf Dauer zu prägen und zu verändern.

ZRM – noch mehr erfahren

Den ZRM Prozess hier in allen Details zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen. Aber da Senior Coach Christoph Schalk ein hervorragendes und günstiges Trainings-Quadro dazu geschrieben hat, ist das auch nicht nötig. Wer mehr wissen will, kann sich dort informieren. Quadro: Ziele erreichen. Wie persönliche Veränderung wirklich gelingt.

Teil 3: Große Ziele in kleinen Schritten – Mikrogewohnheiten

„An der Haltung arbeiten ist ja schön und gut“, mag nun der eine oder andere denken, „aber was ist, wenn ich mir tatsächlich neue spezifische Gewohnheiten aneignen will?“ Viele Menschen wünschen sich Veränderungen im Leben und nehmen sich Dinge vor wie „immer gesund essen“ oder „regelmäßig Sport machen“, die – neben der fehlenden echten inneren Motivation (siehe Teil 2) noch ein zweites Manko haben: Die meisten schaffen es nicht, größere Veränderungen dauerhaft ins Leben zu integrieren.

Wo anfangen?

Wer persönliche Ziele erreichen will – etwa aktiver zu werden oder konzentrierter zu arbeiten –, tut deshalb gut daran, bei eingeschliffenen Gewohnheiten anzusetzen und mit kleinen Schritten der Veränderung zu beginnen. Das Leben besteht aus Tausenden von einzelnen Handlungen und Gewohnheiten. Manche davon sind wünschenswert – wie etwa die, ohne nachzudenken ein Butterbrot schmieren zu können. Andere sind weniger wünschenswert – etwa die Fähigkeit, sich bei anstrengenden Aufgaben mit einem Klick auf die Nachrichten, Facebook oder dem Gang zum Kühlschrank abzulenken.

Klein schlägt groß

Wer das Ziel hat, sich ungeliebte Angewohnheiten ab- oder neue, positive Gewohnheiten anzugewöhnen, sollte die ersten Schritte so klein wie möglich wählen. Und so konkret wie möglich verankern. Das empfiehlt der amerikanische Verhaltensforscher BJ Fogg. Er empfiehlt kleine Verhaltensveränderungen, die aneinandergereiht wie Perlen auf einer Kette auf Dauer viel verändern. Konkret: Ein neues Verhalten oder eine Gewohnheit wählen, die lächerlich einfach ist – sie aber konsequent einzuüben. Er nennt das tiny habit, auf Deutsch etwa Mini-Gewohnheit oder Mikrogewohnheit.

Was genau ist eine Mikrogewohnheit?

Eine Mikrogewohnheit ist ein einfach erlernbares Verhalten, 

  1. das man mindestens einmal am Tag macht
  2. das schnell geht – ideal sind weniger als 30 Sekunden

…und das durch das mehrfache Üben zur Gewohnheit wird.

Beispiele

Das kann etwa sein: Immer wenn ich mich vor dem Kühlschrank ertappe, atme ich vier Mal tief durch und frage mich: Brauche ich jetzt wirklich Nahrung? Oder: Immer, wenn ich die Treppe zur Kantine hochlaufe, nehme ich zwei Stufen auf einmal. Oder: Immer wenn das Telefon klingelt, stehe ich auf und bewege mich. Je einfacher die Mikrogewohnheit ist, desto besser – gerade zu Beginn.

Erinnerungshilfen – Trigger

Damit Mikrogewohnheiten langsam aber sicher zur hilfreichen Routine werden, braucht man Erinnerungshilfen, sogenannte Trigger. Das kann externer Reiz wie das Klingeln des Telefons oder eine bestehende Gewohnheit z. B. der Gang zur Kantine sein oder ein Waschritual. Der vorhandene Trigger wird mit einer neuen Gewohnheit verknüpft. Etwa: Immer, wenn ich Zähne putze, stelle ich mich dabei auf die Zehenspitzen oder mache Kniebeugen. Vielen Menschen helfen auch Zettel oder Post-its, die sie am richtigen Ort an die neu einzuübende Gewohnheit erinnern. Etwa am Schlüsselbrett an das der Schlüssel beim nach Hause kommen gehängt wird: Familienmitgliedern in die Augen sehen und nach ihrem Tag fragen!

Belohnungen

Das Gehirn ist ein Gewohnheitstier. Und es gewöhnt sich neue Gewohnheiten umso schneller und leichter an, je öfter es dafür gelobt wird. Bei Lob wird es nämlich mit Glückshormonen überflutet, die zum Aufbau von neuen Synapsen beitragen und so gewünschte Gewohnheiten tiefer verankern. Es ist sinnvoll, sich jedes Mal, wenn man eine Mikrogewohnheit ausgeführt hat – auch wenn es in unserem Kulturkreis eher unüblich ist – sich auf die Schulter zu klopfen und „gut gemacht“ zu sagen, einen Freudentanz ausführen oder den angewinkelten Arm kraftvoll mit einem „Ja, ich hab´s gemacht!“ heranzuziehen.

Wenn dann, nach einigen Tagen oder Wochen, die erste Gewohnheit Teil des Lebens geworden ist, kann man die nächste wählen. Und etabliert so neue Gewohnheiten Schritt für Schritt und mit jedem: „Ja, ich hab´s wieder gemacht!“

Viel Erfolg dabei!

Noch mehr

Weitere Tipps zu Zielen, effizienter Organisation, Zeit- und Selbstmanagement etc. gibt es in den Trainings-Quadros „Arbeitsorganisation“ und „Ziele erreichen“.

 

Kerstin Hack und Christoph Schalk: Arbeitsorganisation. Die Dinge gut geregelt kriegen. Quadro, 5,00€.

http://down-to-earth.de/quadro-arbeitsorganisation.html

Arbeitsorganisation Die Dinge gut geregelt kriegen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Christoph Schalk: Ziele erreichen. Wie persönliche Veränderung wirklich gelingt.

http://down-to-earth.de/quadro-ziele-erreichen.html

Facebook
Twitter
LinkedIn

IHR KONTAKT

CHRISTOPH SCHALK

MASTER COACH & PSYCHOLOGE

KONTAKTFORMULAR

Sie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.

Mehr Informationen
Selbstcoaching-Tipps

Nutzen Sie meinen kostenlosen Service

Ich schicke Ihnen 1x im Monat hilfreiche Selbstcoaching-Tipps und exklusive Downloads.
  Mit der Nutzung dieses Formulars erkären Sie sich mit der Speicherung und Verwendung Ihrer Daten durch diese Website und ihren Betreiber einverstanden. Sie können dieser Einwilligung jederzeit widersprechen sowie die Löschung Ihrer Daten veranlassen. Detaillierte Information entnehmen Sie bitte unserer Datenschutzerklärung.