Können Sie sich gut in fremde Situationen hineinversetzen? Wenn ja – gut für Sie, denn Empathiefähigkeit ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu Resilienz. Wenn nein – auch gut, denn dann haben Sie hier die Gelegenheit, Ihre Empathiefähigkeit zu trainieren.
Übung macht den Meister – das gilt auch, wenn man lernen will, mit schwierigen Lebenssituationen umzugehen. Resilienz – Widerstandsfähigkeit – ist trainierbar. Ich stelle Ihnen gleich eine fiktive Situation vor, die für die Betroffenen krisenhaften Charakter hat. Es geht um zwei Menschen, die wenig an den äußeren Bedingungen ihrer Lebenssituation ändern können und deshalb an ihrer inneren Haltung arbeiten müssen. Diese Übung hat zum Ziel, aus der anfangs verengten Perspektive auszubrechen, Gefühle wahrzunehmen und zu akzeptieren. Zu lernen, einen größeren Zusammenhang zu sehen, mit Ungewissheit zu leben und eigene Ansprüche zu relativieren – um so resilient zu werden.
Die Situation: Frau Meier hat Krebs und muss deshalb gepflegt werden. In dieser Zeit verlässt ihr Ehemann sie wegen einer anderen Frau.
Nehmen Sie sich Zeit, sich in die Situation hineinzuversetzen, bevor Sie weiterlesen. Dann beantworten Sie der Reihe nach die folgenden Fragen. Am besten schriftlich – und je ausführlicher, desto besser.
Wie gut ist es Ihnen gelungen, sich in diese Situation hineinzuversetzen?
Im zweiten Schritt geht es darum, die Situation von verschiedenen Perspektiven aus zu betrachten und dadurch eine hilfreiche Sicht zu entwickeln.
Vergleichen Sie nun Ihre spontane Reaktion auf die Situation mit Ihrer Einschätzung der Situation, nachdem Sie alle diese Fragen durchdacht haben. Was stellen Sie fest? Diese Fragen lassen sich im Übrigen auf sehr viele Situationen anwenden und übertragen – probieren Sie es aus. Damit trainieren Sie Ihre Resilienz nachhaltig.
Zum Weiterlesen: Christoph Schalk: Weisheit entwickeln. Krisen meistern und belastbar werden.