In der Welt der Führungskräfte und des Coachings gibt es zahlreiche Modelle, die als unumstößliche Wahrheiten gelten. Eines der bekanntesten ist das Modell der Teamdynamik von Bruce Tuckman, das in vier (oder fünf, wenn man die erweiterte Version betrachtet) Phasen unterteilt wird: Forming, Storming, Norming und Performing (sowie Adjourning). Dieses Modell wurde erstmals 1965 in Tuckmans Artikel "Developmental Sequence in Small Groups" im Psychological Bulletin vorgestellt. Es basiert jedoch auf einer Literaturüberprüfung von Artikeln, die sich hauptsächlich mit Therapiegruppen beschäftigen – eine Tatsache, die oft übersehen wird.
Die Geschichte hinter Tuckmans Modell
Tuckmans Modell wurde aus der Analyse von 50 Artikeln abgeleitet, die sich mit der Entwicklung von Therapiegruppen, T-Gruppen und natürlichen sowie Labor-Gruppen befassten. Dies führte zu der Annahme, dass Teams immer durch die gleichen Phasen gehen, unabhängig von ihrer spezifischen Zusammensetzung oder Zielsetzung. Doch die Realität sieht oft anders aus. Ein Team, das ein gemeinsames Ziel verfolgt, ist in vielerlei Hinsicht unterschiedlich von einer Therapiegruppe, insbesondere wenn man bedenkt, wie Therapiegruppen in den 1960er Jahren organisiert waren.
Die Realität der Teamdynamik
Die Frage, die sich stellt, ist: Ist es wirklich hilfreich, anzunehmen, dass jedes Team durch eine "Storming" und "Norming" Phase gehen muss, bevor es zur "Performing" Phase übergeht? Meine persönliche Erfahrung zeigt, dass Teams sich sehr unterschiedlich verhalten, abhängig von der Umgebung, den beteiligten Personen und der Führung. In meinem Ansatz des Team-Coachings oder der Führung folge ich einem einfachen Prozess, der an die jeweilige Situation angepasst wird, ohne dabei festzulegen, was wann passieren wird.
Ein praktischer Ansatz für Team-Coaching
- Ausrichtung auf das Ziel und Einbeziehung der Umgebung: „Wer wird es bemerken, wenn wir in einem Jahr erfolgreich sind? Was werden sie bemerken?“
- Priorisierung (z.B. nach Aufwand und Wirkung)
- Erstellung von Handlungsoptionen
- Auswahl der Aufgaben durch die Teammitglieder für den nächsten sinnvollen Zeitraum (z.B. eine Woche oder einen Monat)
- Erstellung einer Übersicht (eine Aufgabe, die der Teamleiter übernehmen kann, möglicherweise mit Tools wie Trello oder Asana)
- Regelmäßiges Nachverfolgen und Besprechen der Fortschritte und der Hindernisse
Schlüssel zur erfolgreichen Teamführung
Der Schlüssel liegt nicht darin, zu denken: "Oh, wir sind in der Storming-Phase, ignorieren wir die Bedenken der anderen, es ist nur natürlich...". Stattdessen sollten wir zuhören, die Bedenken der Teammitglieder ernst nehmen und davon ausgehen, dass sie gute Absichten haben. Offenheit für Feedback, Fehler und Spaß ist entscheidend. Lernen im Prozess ist unerlässlich, denn das Leben reimt sich nicht – Modelle aber sehr wohl!
Fazit
Tuckmans Modell kann eine nützliche Struktur bieten, aber es sollte nicht als universelle Wahrheit betrachtet werden. Jedes Team ist einzigartig, und die beste Strategie besteht darin, flexibel zu bleiben und sich an die jeweilige Situation anzupassen. Indem wir die individuellen Bedürfnisse und Herausforderungen unserer Teams anerkennen, können wir eine effektivere und langfristig erfolgreichere Führungskultur schaffen.