Wunder gibt es immer wieder

Mitarbeiter coachen – so gelingt es (Teil 9)

Glauben Sie an Wunder? Das sollten Sie als Coach. Suchen Sie gemeinsam mit Ihrem Coachee nach Wundern und lassen Sie sich von der Kraft der so genannten Wunderfrage überraschen.

Fragen Sie nach dem Wunder

Manchmal ist ein Coachee so sehr in seinem Problem gefangen, dass es ihm nicht gelingt, sich gedanklich davon zu lösen. Dann ist es sehr schwer, an einer Lösung zu arbeiten. In solchen Fällen können Sie mit der so genannten Wunderfrage nachhelfen.

Diese Coaching-Frage katapultiert den Mitarbeiter gleichsam in eine fiktive Zukunft, in der sein Problem nicht mehr existiert. Der Weg dahin wird vorerst ausgeblendet, es interessiert nur der ideale Zielzustand. Das Problem wird quasi von hinten gelöst. Vor allem interessieren die Verhaltensweisen, Gefühle und Wahrnehmungen des Coachees, die in dieser problemfreien Situation vorhanden wären.

Leiten Sie die Wunderfrage ein, indem Sie um die Erlaubnis bitten, eine etwas ungewöhnliche Frage zu stellen. Geben Sie Ihrem Mitarbeiter anschließend die Möglichkeit, sich die Situation lebhaft vorzustellen, indem Sie langsam und mit vielen Pausen sagen:

„Stellen Sie sich bitte vor, Sie gehen nachher nach Hause… und Sie legen sich heute Abend schlafen… und während Sie schlafen, geschieht über Nacht ein Wunder… und Ihr Problem ist verschwunden… doch Sie wissen gar nicht, dass das Wunder passiert ist, weil Sie ja geschlafen haben. …Wie werden Sie am Morgen merken, dass das Wunder geschehen ist? … Woran werden Sie erkennen, dass etwas anders ist?“ An diese Frage schließt sich ein Dialog an, in dem diese „wunderbare Situation“ ausführlich erkundet wird.

Von der Phantasie zur Realität

Bei der Wunderfrage geht es um das „Was wäre wenn…?“ Die vom Problem unbelastete Situation wird in mehreren Bereichen beleuchtet:

  1. Verhalten: Was tut der Mitarbeiter dann, was er sonst nicht tut? Und weiter: Wie reagieren andere Beteiligte darauf? Und wie reagiert dann wiederum mein Mitarbeiter darauf?
  2. Wahrnehmungen: Was sieht er dann, wofür er sonst blind ist?
  3. Denken: Was denkt er dann, worauf er sonst nicht kommt?
  4. Gefühle: Was fühlt er dann, was ihn sonst unberührt lässt?
  5. Vision: Was plant er dann, wo er sonst ohne Ideen ist?
  6. Motivation: Was hofft er dann, wo er sonst hoffnungslos ist?

Nach der ausführlichen Beschreibung des Wunderzustands ist es Zeit, Schritt für Schritt in die Realität zurückzukehren. Das können Sie erreichen, indem Sie Ihren Mitarbeiter nach seinen Ressourcen fragen:

„Sie sagen, Sie wären dann glücklich. Was wird Ihnen dieses Gefühl ermöglichen, was Sie bislang noch nicht getan haben?“ Achten Sie auch darauf, Negatives umzudrehen: „Sie sagen, Sie bräuchten dann nicht mehr so depressiv rumzuhängen. Was würden Sie stattdessen tun?“

Konkret wird es durch solche Fragen: „Welche der Möglichkeiten sagt Ihnen gefühlsmäßig am meisten zu?“ Oder: „Wann haben Sie zuletzt die Erfahrung gemacht, dass es so ähnlich schon einmal war? Wie könnten Sie das jetzt wieder erreichen?“

Zum Weiterdenken

Lernen Sie die Wunderfrage auswendig. Eigene Versionen laufen Gefahr abzukürzen und funktionieren dann nicht.

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CHRISTOPH SCHALK

MASTER COACH & PSYCHOLOGE

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