6 Erfolgsprinzipien für Menschen, die in Leben und Beruf etwas bewegen wollen (Teil 4)
Multiplikation braucht Überproduktion. Planen Sie Verluste mit ein – dann erleben Sie gesunde Multiplikation.
Hintergrund dieser ArtikelserieBereits 1989 veröffentlichte der Bestseller-Autor und Managementberater Stephen R. Covey sein Buch „Die 7 Wege zur Effektivität“, das mich und meine Arbeit sehr geprägt hat. Gleichzeitig habe ich festgestellt, dass Effektivität nicht alles ist. In dieser Artikelserie stelle ich deshalb meine Alternative vor: Die 6 Erfolgsprinzipien für Menschen, die in Leben und Beruf etwas bewegen und dabei andere mitnehmen wollen. Für Männer und Frauen, die in Verantwortung stehen – als Führungskraft oder Unternehmer, als engagierte Ehrenamtliche in einem Verein, als Eltern im Familienalltag, als Menschen, die die Gesellschaft positiv beeinflussen wollen. „Empowerment fürs ganze Leben“ ist ein Trainingsprogramm, das ans Eingemachte geht: Sie werden ganz praktisch lernen und einüben, wie die 6 Erfolgsprinzipien – ich nennen sie hier Lebensprinzipien – Ihr Denken, Ihre innere Haltung und Ihr Handeln bestimmen können. Und dann, wie Sie andere damit „empowern“, befähigen, bevollmächtigen können. Um von diesen Artikeln optimal zu profitieren, empfiehlt sich die (kostenlose) Durchführung des Lebens-Tests unter www.life.empowerment.zone. Damit erhalten Sie einen Überblick, wie gut Sie die sechs Wachstumskräfte bereits zu einem Teil Ihres Lebens gemacht haben. Ihr Nutzen:In einem Bild ausgedrückt: Ihr Leben wird Frucht bringen. Beruflich wie privat. Sie selbst werden Erfüllung und Wirksamkeit in Leben und Beruf erfahren (ohne sich aufzureiben), mit Ihren Zielen vorankommen, etwas bewegen und im Leben anderen Menschen Spuren hinterlassen. |
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Wenn ich über Multiplikation spreche, höre ich in Seminaren immer wieder den Einwand, dass es doch so einfach gar nicht geht. Das sei doch Schönrechnerei, da steckten idealistische Annahmen dahinter, die nie erfüllt würden.
In einem Punkt stimme ich den Kritikern völlig zu: Nie werden wir Multiplikation auf perfekte Art und Weise erleben. Das, was rechnerisch auf dem Papier herauskommt, stimmt nie mit der Wirklichkeit überein. Wir werden immer erleben, dass die tatsächlichen Ergebnisse hinter unseren erhofften Ergebnissen zurückbleiben. Warum ist das so? Weil wir immer mit Verlusten rechnen müssen! Aber gerade deshalb arbeitet die Natur multiplikativ. Sie produziert Überfluss (und manchmal sogar Überschuss), weil von vorne herein klar ist, dass nicht alle Nachkommen überleben.
Mit Verlusten rechen
Auch hier ist uns das Kaninchen Vorbild und Lehrmeister: Viele der Tiere sterben schon in ihrem ersten Lebensjahr oder überleben den ersten Winter nicht. Sie fallen oft Wildtieren oder wildernden Katzen und Hunden zum Opfer, verhungern oder sterben an Krankheiten. Vom Fenster meines Büros aus kann ich mehrmals im Jahr live beobachten, wie Jäger auf den Feldern vor unserem Gebäude große Treibjagden auf Kaninchen veranstalten, um eine unkontrollierte Vermehrung zu verhindern. Und trotzdem sind Kaninchen nicht vom Aussterben bedroht – im Gegenteil. Sie multiplizieren sich auf eine Art, die mit den Verlusten fertig wird.
Multiplikation bedeutet deshalb, der Realität ins Auge zu sehen und mit Verlusten zu rechnen. Multiplikation bedeutet, dass wir es uns nicht leisten können, mit weniger effektiven Vorgehensweisen zu arbeiten, eben weil wir nie die idealen Ergebnisse erreichen. Multiplikation bedeutet, dass wir von Anfang an mehr wollen müssen als wir brauchen. Wir zielen auf den Überfluss, um am Ende das zu erreichen, was wir tatsächlich haben wollen. Das ist auch der entscheidende Grund, warum das Prinzip der Multiplikation unbedingt berücksichtigt werden muss, wenn wir uns Gedanken über unsere (Lebens-)Perspektive machen und überlegen, welche Frucht wir bringen wollen. Perspektive ohne multiplikative Anteile läuft Gefahr zu versanden.
Denken Sie ganz praktisch an das Prinzip von Saat und Ernte: Man sät grundsätzlich mehr aus, als man am Ende an Pflanzen tatsächlich braucht. Man muss bei der Saat fast verschwenderisch umgehen, damit man zur Erntezeit den gewünschten Ertrag bekommt. Wer seine Ziele erreichen will, muss nicht nur multiplikativ vorgehen, sondern auch so planen, als ob er Überfluss anstrebt. Genau das ist die Perspektive, die wir brauchen.
Wenn Sie also im Handballverein nach einem Co-Trainer suchen, dann bilden Sie doch gleich zwei oder drei gleichzeitig aus. Wenn einer dann wegzieht und der nächste Terminengpässe hat, bleibt Ihnen auf alle Fälle einer. Und von dem, der weggezogen ist, profitiert ein anderer Verein.
Wenn Sie Ihr berufliches Wissen multiplizieren wollen, weihen Sie doch gleich zwei Kollegen in ein Aufgabengebiet ein. Am Ende übertragen Sie es dann dem Kollegen, der mehr Spaß daran oder mehr Kapazitäten hat.
Multiplikation scheitert leider oft an unserer inneren Haltung. Ausbildungsprozesse und Mentoring bedeuten Verzicht, das Aufgeben von Bequemlichkeiten, Mühe und Investition in andere – und das manchmal auch noch bei möglichen Verlusten. Wir müssen einen Preis dafür zahlen, wenn wir uns multiplizieren und Frucht sehen wollen.
Aber wir sollten uns nicht täuschen: Auch Nicht-Veränderung kostet ihren Preis. Versuchen Sie einmal, ein Boot in einem Gewässer über längere Zeit am selben Ort zu halten. Ohne Anstrengung und Gegensteuern ist das selbst auf einem stillen See kaum möglich. Wind und Strömung wirken stets auf das Boot ein und verändern die Position, wenn Sie nichts tun.
Wir haben also drei Möglichkeiten:
- Wer nichts tut, wird von den Kräften um ihn herum verändert, und muss den Preis zahlen, dass er auf das Ergebnis der Veränderung keinen Einfluss hat. Er wird gelebt.
- Wer nichts verändern und alles exakt gleich halten will, muss den Preis zahlen, mit hohem Kraftaufwand gegen die Einflüsse der Umwelt kämpfen zu müssen.
- Wir bezahlen bewusst den Preis, den Veränderung bzw. Multiplikation kostet, aber wir legen das Ziel der Reise bewusst fest. Und wir nutzen außerdem das Prinzip Energieumwandlung (mit dem wir uns in einem späteren Artikel noch ausführlich beschäftigen werden), um uns mit möglichst geringer Steuerenergie die Kräfte der Umwelt zunutze zu machen.
Das Geheimnis der Vermehrung
Im Altertum war das Wildkaninchen fast ausschließlich auf die Iberische Halbinsel und Südfrankreich beschränkt. Heute lebt es in ganz Europa außer im mittleren und nördlichen Skandinavien. Im 19. Jahrhundert wurden Kaninchen in Australien und Neuseeland ausgesetzt. Darüber hinaus wurden sie in Südafrika, Nord- und Südamerika eingebürgert. Spannend ist das Beispiel Australien: 1859 wurden 24 Kaninchen importiert. Nach weniger als einem Jahrhundert war die Population auf 600 Millionen angewachsen!
Wie gelingt es dem Kaninchen, sich dermaßen stark zu vermehren? Das Geheimnis dieser hohen Reproduktionsrate liegt unter anderem darin begründet, dass weibliche Kaninchen eine doppelte Gebärmutter besitzen: Sie können bereits vor dem Ende einer Schwangerschaft erneut schwanger werden! Damit haben sie nicht nur die „Produktion“ von Nachkommen maximiert, sondern auch die „Produktionskapazitäten“ verdoppelt. Die Produktionskapazitäten zu erweitern, das ist die nächste Lektion, die wir vom Kaninchen lernen können. Oft machen wir nämlich den Fehler, einfach immer mehr zu „produzieren“, ohne vorher unsere Kapazitäten auszubauen. Die Folge: Burnout, Überforderung, Frustration, Scheitern.
Wir handeln dann so wie der Bauer, von dem der griechische Dichter Aesop vor etwa 2600 Jahren in seiner berühmten Fabel erzählt hat:
Es war einmal ein Bauer mit seiner Gans. Eines Tages fand er im Nest der Gans ein schweres, gelb glänzendes Ei. Erst dachte er, man hätte ihm einen Streich gespielt. Als er es dann doch schätzen ließ, stellte sich heraus, dass das Ei aus reinem Gold war! Der Bauer konnte sein Glück kaum fassen. Tag für Tag legte die Gans ihm ein neues goldenes Ei. Der Bauer verkaufte die goldenen Eier und wurde schnell sehr reich. Dabei wurde er immer gieriger und ungeduldiger. Schließlich beschloss er, die Gans zu schlachten, um sofort an alle Eier auf einmal heranzukommen. Als er die Gans aber geschlachtet hatte, war der Bauch leer.
Der Bauer wollte das Maximum aus seiner Gans herausholen – maximale Produktion. Dabei musste er die bittere Wahrheit lernen: eine tote Gans legt keine Eier mehr, schon gar keine goldenen. Aber genau diese Situation erlebe ich im Coaching immer wieder: Da ist ein junger, erfolgreicher Abteilungsleiter, und weil er seine Arbeit gut macht, wird ihm immer mehr Verantwortung übertragen. Er schlägt sich wacker – bis er eines Tages zusammenbricht. Die „Gans“ ist tot.
Die Basis ausbauen
Ich weiß nicht, wie es biologisch möglich wäre, dass sich eine Gans, die goldene Eier legt, vermehrt. Aber wenn sie schon Eier in Gold legen kann, dann dürfen wir den Faden sicher so weiterspinnen, dass die Gans ihre goldenen Eier ausbrütet und schließlich viele Gänse da sind, die goldene Eier legen. Genauso braucht es Firmen oder Vereine, die ihren (ehrenamtlichen) Mitarbeitern helfen, die Basis für ihre Arbeit zu erweitern anstatt einfach immer mehr selbst zu tun. Es braucht Chefs, die ihre Mitarbeiter dazu befähigen, mehr Menschen in ihre Aufgaben zu integrieren und so auszubilden, dass mehr Kapazitäten entstehen.
Wer also wirkungsvoll multiplizieren will, muss sich darum kümmern, dass die Kapazitäten für die Aufgaben, die Mitarbeiter und die Führungskräfte aufgestockt werden. Dazu bedarf es zweierlei:
- Sie müssen Vorreiter für Multiplikation finden: Multiplikation ist und bleibt anspruchsvoll und ist leichter gesagt als getan. Deshalb braucht Multiplikation immer Vorbilder und Vorreiter. Menschen, die das Prinzip verstanden haben. Die dadurch motiviert werden. Die es begeistert umsetzen und vorleben. Gerade wenn es um die Erweiterung von Kapazitäten geht, sollte die Multiplikation nicht dem Zufall überlassen bleiben. Die Verantwortlichen einer Firma oder eines Vereins können sich aber Gedanken darüber machen, welche Vorreiter sie sehen und wie sie diese herausfordern können, Multiplikation vorzuleben.
- Sie müssen Unterstützung anbieten: Außerdem ist es notwendig, dass die Vorreiter in ihrer Rolle unterstützt werden. Sie brauchen die Wertschätzung durch ihre Vorgesetzten oder Abteilungsleiter, sie brauchen Coaching und Training, sonst werden sie ihre Rolle auf Dauer kaum durchhalten können. Pioniere sind in der Gefahr zu vereinsamen und ihre Bedürfnisse denen anderer Menschen unterzuordnen. Damit sie nicht auf der Strecke bleiben, muss eine sich Firma oder ein Verein damit auseinandersetzen, wie hier vorgebeugt werden kann.
Zum Weiterdenken
- Wo handeln Sie schon multiplikativ?
- Sind Sie auf „Überproduktion“ eingestellt? Inwieweit planen Sie Verluste realistisch mit ein?
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