Emotionale Blockaden lösen (Teil 4 von 7)

In dieser Folge meiner Artikelserie zeige ich Ihnen die fünf Schritte von EMDR für das praktische Vorgehen, damit Sie den ganzen Prozess für Ihr erstes Anliegen komplett alleine durchführen können.  

Schritt 1: Ihr Thema

Im ersten Schritt des Selbstcoachings le­gen Sie Ihr Thema fest. Wenn Sie noch nicht so viel Erfahrung mit EMDR oder Selbstcoaching haben, empfehle ich Ih­nen, ein Thema auszuwählen, das Sie nicht allzu sehr belastet. Das wird Ihr Übungsthema für den ersten Versuch.

Wichtig: Das Gehirn denkt in Bildern. Es genügt also nicht, nur ein abstraktes Thema – etwa Flugangst – zu finden. Es braucht eine damit verbundene Schlüs­selsituation, z. B. Sicherheitskontrolle, Enge, Gepäck verstauen, Turbulenzen etc.

Eine Frau bei mir im Coaching dachte an eine längst vergangene Szene aus ihrer Kindheit, als sie an ihrer Auftrittsangst arbeiten wollte. Ein Lehrer hatte sie an der Tafel bloßgestellt. Der Schlüssel muss aber nicht in der Kindheit liegen. Oft fin­det sich der unangenehmste Moment, mit dem man in den Prozess einsteigt, in der jüngeren Vergangenheit. Manchmal liegt die stressauslösende Situation nur wenige Stunden oder Tage zurück.

Formulieren Sie nun Ihr Übungsthema. Was ist der unangenehmste Moment da­bei? Welches Bild ist damit verbunden?

Schritt 2: Das Gefühl

Was für den einen Menschen schlimm ist, ist für einen anderen kein Problem und umge­kehrt. Deshalb ist das Wichtige nicht die Situation an sich, sondern die damit verbundenen Emotionen. Vergegenwärtigen Sie sich also Ihr Thema, die dazugehörige unangenehmste Situation und das da­bei auftauchende innere Bild. Fragen Sie sich: Welches Gefühl spüren Sie am in­tensivsten?

Manchen Menschen fällt es nicht leicht, das zentrale Gefühl zu benennen. Die folgende unvollständige Liste kann Ih­nen in diesem Fall vielleicht helfen: Angst, Panik, Wut, Ärger, Trauer, Trau­rigkeit, Ekel, Scham, Nicht-Empfinden/ Taubheit, Empörung, Genervt-Sein, Ver­lustschmerz, Hilflosigkeit, Ohnmacht, Schock, Überraschung, Verwirrung, Schuld, Gekränkt-Sein, Neid, Ablehnung, Hass, Abscheu, Müdigkeit, Schmerz oder Erschöpfung.

Wenn Sie die negative Emotion, die mit Ihrem Thema verbunden ist, entdeckt und benannt haben, dann bestimmen Sie noch die persönliche Intensität. Nutzen die da­für eine Skala, die von -10 (das stärkste vorstellbare Unbehagen) über null (neu­tral) bis zu +10 (das stärkste angenehme Gefühl, das Sie sich vorstellen können) reicht.

Schritt 3: Body-Scan

Körper und Psyche sind untrennbar ver­bunden. Die Beziehung zwischen beiden lässt sich am besten als Wechselwirkung beschreiben: Der Körper beeinflusst die Psyche und die Psyche beeinflusst den Körper.

Auch der Körper hat eine Gedächtnis­funktion: Jede Erfahrung, jedes Erlebnis ist auch mit einer Körperwahrnehmung verbunden und wird entsprechend abge­speichert. Unser Gedächtnis merkt sich Situationen nämlich nicht abstrakt, son­dern ganz konkret: Was habe ich in dieser Situation gesehen? Gerochen? Gefühlt? Geschmeckt? Gehört? Welche Haltung habe ich eingenommen? Wie hat mein Körper reagiert?

Eine Frau z.B. reagierte immer mit Anspan­nung, wenn eine Person aus der Ver­wandtschaft sie am Arm berührte. An­dere Berührungen waren okay. Später wurde ihr klar, dass diese Person sie Jahre zuvor einmal schmerzhaft festgehalten hatte – am Arm. Der Körper hatte sich das gemerkt.

Körperwahrnehmungen werden bei EMDR genutzt, um die Erinnerung an eine belastende Situation, die hinter ei­ner Blockade steckt, im Gehirn zu akti­vieren und später aufzulösen. Weil man dabei in den Körper hineinhorcht, ihn „abtastet“, wird dieser Schritt als Body- Scan bezeichnet.

Wenn Sie sich die unangenehmste Si­tuation bewusst machen und das damit verbundene Gefühl: Wo spüren Sie es im Körper? Ist es ein Kloß im Hals? Ein Kno­ten im Bauch? Eine Spannung im Nacken? Nehmen Sie genau wahr, wo Sie etwas spüren. Wie fühlt sich das genau an? Vielleicht möchten Sie Ihr Körpergefühl auch in ei­ner Strichmännchen-Skizze festhalten.

Schritt 4: Die Intervention

Unter „Intervention“ versteht man das Vorgehen, mit dem negative Emotionen und innere Blockaden aufgelöst werden. Oder positive gestärkt. Bei EMDR mit ei­nem Coach geschieht das meist durch vom Coach geführte Augenbewegungen. Dadurch werden die Gehirnhälften ab­wechselnd aktiviert und der Lösungspro­zess in Gang gesetzt. Im Selbstcoaching kann man die so ge­nannte Schmetterlings- oder Butterfly- Technik anwenden, die ähnliche Effekte hat. Gehen sie folgendermaßen vor:

  1. Setzen Sie sich bequem auf einen Stuhl, ohne die Beine zu überkreuzen. Alter­nativ können Sie aber auch liegen oder stehen.
  2. Überkreuzen Sie die Unterarme vor der Brust und legen Sie die Hände auf die Schultern. Die rechte Hand ruht jetzt auf der linken Schulter, die linke Hand auf der rechten Schulter.
  3. Klopfen Sie abwechselnd mit den Handflächen leicht auf Ihre Schul­tern – pro Sekunde einmal links und einmal rechts. Ein Durchgang („Set“) dauert dabei etwa 30 bis 40 Sekunden. Atmen Sie nach jedem Set tief ein und aus.

„Das soll alles sein?“, fragen Klienten ab und zu. Ja, das ist alles. Der Effekt der But­terfly-Technik ist überraschend und ent­lastend. Das Staunen liegt vermutlich da­ran, dass wir in der Psychologie vor allem verbale Methoden kennen. Eine Interven­tion, die mehr oder weniger ohne Worte funktioniert, weil sie auf der neurobiolo­gischen Ebene abläuft, ist für die meisten Menschen ungewohnt.

Probieren Sie die Butterfly-Technik gleich einmal aus. Zu Übungszwecken vergegen­wärtigen Sie sich noch nicht „Ihre“ Situ­ation, sondern denken erst einmal an et­was Angenehmes. Spüren Sie nach, was in Ihnen dabei passiert.

Die Butterfly-Intervention wird – mit kur­zen Pausen – mehrmals hintereinander durchgeführt. So lange bis beim Gedan­ken an das Thema und die unangenehms­te Situation keine negativen „Restempfin­dungen“ mehr auftauchen. Der Zustand wird zwischendurch immer wieder mit einem kurzen Body-Scan überprüft. Im Prozess tauchen oft weitere Körpergefüh­le auf. Das ist okay.

 Schritt 5: Die Verankerung

Wenn alle Blockaden und negativen Ge­fühle gelöst sind, geht es darum, das stär­kende Ergebnis zu verankern und in die Zukunft mitzunehmen. Dabei gehen Sie so vor: Formulieren Sie einen Satz über Sie selbst, der beschreibt, wie Sie sich nun selbst sehen, wenn Sie an Ihr Thema denken. Dieser Satz sollte positiv oder zu­mindest neutral-zuversichtlich sein. Er könnte beispielsweise lauten: „Ich bin in Ordnung, so wie ich bin.“ Oder: „Ich kann mir selbst vertrauen.“ Oder: „Ich kann da­mit umgehen.“ Ist ein neutral-posi­tiver Satz noch nicht stimmig? Dann haben Sie eventuell zu früh aufge­hört. Machen sie noch einige Sets.

Wenn Sie den Satz haben, konzentrieren Sie sich auf das ursprüngliche Bild zu Ih­rem Thema. Denken Sie gleichzeitig an den positiven Satz über sich selbst. Dann wenden Sie die Butterfly-Technik etwa zehnmal an. Denken Sie abschließend an eine zukünftige Situation zu Ihrem The­ma und überprüfen Sie die Gefühle, die das auslöst. Wenn noch negative Gefühle mitschwingen, dann stellen Sie sich die Situation möglichst konkret vor und füh­ren Sie dazu einige Sets durch.

Mehr verrate ich Ihnen im nächsten Blogartikel.

 

Was mich als Coach auszeichnet: Ich arbeite zeitökonomisch mit Methoden des Kurzzeitcoachings, so dass Sie schnell zu Ergebnissen kommen. Außerdem sorge ich als Empowerment-Coach dafür, dass Sie schon bald wieder ohne Coach auskommen, weil der Fokus auf Ihren Fähigkeiten und Ressourcen liegt. Deshalb gebe ich Ihnen auch gerne diese Anleitung zum Selbstcoaching, weil ich an meine Kunden glaube. Wenn Sie trotzdem meine persönliche Hilfe brauchen, unterstütze ich Sie gerne.

 

 

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CHRISTOPH SCHALK

MASTER COACH & PSYCHOLOGE

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